Wir freuen uns auf Bangkok und die
Kulturroute. Nach der eindrucksvollen Zeit in Indien hat es gut
getan, dass wir gleich in die Sonne zum Auftanken geflogen sind.
Jetzt haben wir aber große Lust auf Abwechslung.
Nach dem Packen und Frühstücken
checken wir aus. Das Hotel hat uns sehr gut gefallen, was auch am
niedrigen Aktionspreis für die Übernachtung lag. Das Zimmer war
bislang das schönste auf der Reise. Trotzdem hatte man das Gefühl,
dass das „Blue Hill Resort“ kaum gebucht wird. Wir haben während
unserer Zeit hier nur vier bis sechs andere Gäste gesehen.
Der Pickup sollte um 9:00 Uhr abfahren,
damit wir ohne Eile vor Abfahrt der Fähre um 10:00 Uhr noch die
Tickets kaufen können. Die Fahrt vom Hotel zum Pier dauert
normalerweise ca. 10-15 Minuten. Er steht tatsächlich pünktlich
abfahrbereit vor dem Ausgang, allerdings muss zuerst ein anderer
Hotelgast in die andere Himmelsrichtung nach Hat Rin zu seiner Fähre
gebracht werden. Das würde nur fünf Minuten dauern. Okay, kein
Problem. Also steigen der Fahrer, drei Hotelgäste, ein Mitarbeiter
aus dem Restaurant und eine weitere Mitarbeiterin, die voller Freude
verkündet, dass sie nur zum Spaß mitfahre, ein. Nach zehn Minuten
haben wir zwar den anderen Hotelgast abgeliefert, halten aber auf dem
Rückweg ins Hotel noch in Hat Rin an. Der Grund: zwei Plastiktüten,
gefüllt mit frischer Milch werden am Straßenrand gekauft und ein
kurzer Plausch gehalten. Das hat wiederum zur Folge, dass wir 25
Minuten nach Abfahrt wieder am Hotel halten, weil a) die Milch mit
dem Restaurant-Mitarbeiter ins Restaurant muss und b) die andere
Mitarbeiterin eine dritte Mitarbeiterin sieht und diese überredet,
mit nach Thong Sala zu fahren. In dieser Konstellation erreichen wir
aber zu unserer Erleichterung 50 Minuten nach Abfahrt den Pier. Da
vorne sei unsere Songserm-Fähre, erklärte unser Fahrer. Verwirrung.
Wir wollen doch aber die Raja-Fähre nehmen?! Ein bestürztes Gesicht
und die Antwort, dass wir dann schnell zum anderen Pier fahren
müssen, folgen. Dort angekommen, mittlerweile ist es kurz vor 10:00
Uhr, sehen wir überhaupt gar keine Fähre, aber dafür umso mehr
Schilder mit der Aufschrift „Songserm“. In diesem Moment pausiert
die andere Mitarbeiterin ihr hitziges Gespräch mit der dritten
Mitarbeiterin und fragt uns, ob wir denn nicht mit der Raja-Fähre
fahren wollten? Ja, etwas anderes hat doch nie jemand behauptet! Sie
dreht sich zum Fahrer um und stellt fest, dieses Pier hier ist
falsch, das vorherige war der richtige Abfahrtsort. Um diesen Umweg
reicher, fahren wir im Schneckentempo zurück zum anderen Pier,
springen aus dem Auto, lösen ein Ticket am Raja-Ticketschalter und
betreten die Fähre, die nach uns die Türen schließt und ablegt.
(Die heutigen Bilder sind alle mit dem iPhone aufgenommen, daher entschuldigt bitte die schlechte Qualität. Die Kamera war für den Reisetag tief weggepackt.)
Am Raja-Ticketschalter konnte man ein
Ticket für die Fähre und für den Raja-eigenen Zubringerbus zum
Bahnhof kaufen. Preis: 380 Baht. Zusammen mit den 100 Baht für den
entspannten Pickuptransport liegen wir momentan bei nur 480 Baht pro
Person. Mal sehen, ob uns noch das Zugticket einen Strich durch die
Rechnung macht. Die Fahrt mit der Fähre selbst war ereignislos, wenn
man davon absieht, dass uns vorher alle Travel Agencies enorme
Verspätungen mit Raja prognostizierten, wir laut Fahrplan nach 2h30
in Donsak ankommen sollten und tatsächlich nach 2h29 am Festland
anlegten.
Die Suche nach dem Zubringerbus
gestaltete sich dann auch leichter als erwartet. Zwar gab es auf dem
großen Parkplatz vor dem Pier eine Reihe von Bussen, Minivans und
Songthaews, die natürlich alle jegliche Erwähnung des Namens „Raja“
vermieden, doch wurden wir nach wenigen Metern von einer
Busschaffnerin energisch herüber gewunken, die ohne Probleme unsere
Tickets akzeptierte und uns versicherte, zum Bahnhof zu fahren. Auf
so einer Reise muss man lernen, ein Gefühl zu entwickeln, ob man es
gerade mit einem dubiosen Schlepper oder dem identisch aussehenden
Original zu tun hat. Wir glaubten diesmal an das Original.
Nachdem noch einige Thailänder und
andere Touristen in den Bus stiegen, waren wir uns sicher, den
richtigen erwischt zu haben. Das Gefühl verflüchtigte sich
allerdings etwas, als wir alle nach einer Stunde mitten in Surat
Thani an einem Busbahnhof (d.h. in Thailand am Straßenrand, vor
einem Geschäft, das aussieht wie eine Travel Agency) aussteigen
mussten. Kurz darauf wurde uns aber erklärt, dass wir nur in einen
anderen Bus umsteigen müssen. Die halbstündige Wartezeit
verbrachten wir damit, eine geschälte und in Stücke geschnittene
Ananas von einem der fliegenden Motorrollerhändler für 20 Baht (=
50 Cent) zu verspeisen. Es war 14:00 Uhr als uns die freundliche
(Raja-?Bus-?Travel Agency-?)Mitarbeiterin bat, ihr zu folgen, um 100m
weiter um die Straßenecke in einen Minivan zu steigen, der uns nun
endlich zum Bahnhof bringen würde. Eine halbe Stunde später standen
wir mit unseren Rucksäcken vor dem Surat Thani Bahnhof.
Am Ticketschalter (der zu unserer
Überraschung nicht wie eine Travel Agency aussah) konnten wir aus
einer Auswahl von neun Zügen nach Bangkok wählen. Darunter auch der
uns gestern von den Travel Agencies angepriesene Nachmittagszug, der
Bangkok um 5:00 Uhr in der Früh erreichte. Wir entschieden uns
lieber für den Expresszug mit Abfahrtszeit 21:04 Uhr, der Bangkok
angenehmer um 08:35 Uhr erreichen sollte. Expresszug darf er sich
nennen, weil er die 627km von Surat Thani nach Bangkok in 11,5
Stunden schafft. Das bedeutet atemberaubende 54 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Wir kaufen Tickets für die zweite
Klasse mit Klimaanlage und Schlafplatz im „upper bed“, das im
Vergleich zum „lower bed“ zwar kein Fenster hat und etwas kleiner
ist, aber dafür weniger kostet. Jetzt kam unser Moment der Wahrheit:
Was kostet die Zugfahrt und damit die Reise von Ko Pha Ngan nach
Bangkok insgesamt? Das Zugticket liegt bei 680 Baht pro Person, womit
wir alles zusammengerechnet 1160 Baht pro Person gezahlt haben. Im
Ergebnis sparen wir dadurch 540 Baht (ca. 13,50 €) pro Person
gegenüber dem Kombiticket der Travel Agencies, was mehr als ein
Drittel unseres Tagesbudgets ist!
Die knapp sieben Stunden Wartezeit
verbringen wir mit Blogschreiben in einem angrenzenden Kaffee und
beim Essen an einer leckeren Garküche in einer Seitenstraße.
Zurück
am Bahnhofgleis setzen wir uns neben die wartenden Thailänder,
darunter einige buddhistische Mönche in den typischen orangenen
Gewändern, und ein paar anderen Rucksackreisenden. Es gibt ein paar
Monitore, die entweder aus sind oder Werbung zeigen. Der aktuelle
Zugfahrplan ist eine große handbeschriebene Tafel, die neben dem
Office des „Station Masters“ steht. Abfahrtsgleise und
Verspätungen sind in entsprechende Felder eingetragen. Abgesehen von
unserem haben alle Züge eine Verspätungsmeldung von 20 bis 120
Minuten. Bevor ein Zug einfährt wird dreimal eine am Gleis hängende
Glocke geläutet, gefolgt von einer Lautsprecherdurchsage, gefolgt
von abermaligem dreimaligem Läuten. Fünf Minuten nach unserer
planmäßigen Abfahrtszeit wird die Zugtafel aktualisiert: Jetzt
haben auch wir 50 Minuten Verspätung.
Eine Stunde später liegen wir auf
unseren gegenüberliegenden „upper beds“ 17 und 19 im Wagen 4 und
wackeln und ruckeln Richtung Bangkok.
Unsere großen Rucksäcke haben
wir auf dem Boden im Gang deponiert und unsere Wertsachen über die
kleine Leiter zum Kuscheln mit ins Bett genommen.
Trotz des hellen
Flurlichts ist Schlafenszeit, jedenfalls zeugt davon das Schnarchen
unter unseren Betten. Das von einer Speisewagenmitarbeiterin kurz
nach dem Einsteigen angepriesene Frühstück haben wir mit Blick auf
die Preise nicht bestellt, trotz ihres entrüsteten „no breakfast
for you?“. Unsere Schlafkojen ziehen wir mit einem Vorhang zu und
legen uns in die bereitgelegte Bettwäsche. Während man noch darüber
nachdenkt, ob heute die Fähre mehr gewackelt hat oder dieser Zug,
schläft man bereits ein...
Fazit Tag 34:
Nach Flugzeug, Auto, Fahrradrikscha,
Motorradrikscha, Bus, Minivan, Songthaew, Autofähre und Schnellboot
fahren wir heute das erste Mal Zug auf dieser Reise.
Was haben wir heute gelernt? Man kommt
in Thailand auch ohne vorherige Ticketbuchung gut von A nach B. Nach
dem ersten Praxistest lohnt es sich, die einzelnen Tickets
eigenständig ohne Zwischenmann direkt zu kaufen. Die von den Travel
Agencies angebotenen (Kombi-)Tickets sind (wegen der anfallenden
Provision) teurer. Der geringere Preis bedeutet aber mehr Aufwand und
geringere Planungssicherheit beim Reisen.
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