Mittwoch, 6. Februar 2013

Bangkok


Rumms, ein lauter Schlag. Man ist sofort wach. Rumms, noch einer hinterher. Man realisiert, dass man sich noch in einem thailändischen Nachtzug nach Bangkok befindet und fragt sich, was zum Teufel für ein Krach um 06:00 Uhr im Waggon veranstaltet wird. Zusätzlich hört man Leute den Gang entlang laufen und für uns unverständliche Dinge rufen. Wir gehören eindeutig zu den Spätaufstehern, denn ein Blick vorbei am Vorhang in den Waggon zeigt, dass einige Leute schon wach sind und der Schaffner die Schlafkabinen in Sitzplätze umwandelt. Dazu wird die Bettwäsche eingesammelt, die untere Liegefläche zusammengeklappt, was zwei Sitzbänke erzeugt, und das obere Bett mit einem lauten Knall nach oben an das Zugdach gewuchtet.

(Die ersten Bilder noch mit iPhone gemacht.)


Auf diese liebevolle Weise dem Schlaf entrissen, klettern wir aus unseren Kojen und setzen uns auf die neu entstandenen Sitze. Immerhin kann man Zähneputzen; am Ende des Waggons gibt es zwei Waschbecken im Gang. Die laut rufenden Menschen entpuppen sich als zugestiegene Frischwarenverkäufer. Statt der uns bekannten Brezeln gibt es frische Nudelgerichte mit Hühnchen, getrocknete Fleischstreifen (die stark an „beef jerky“ aus den USA erinnern) mit etwas Reis in der Plastiktüte (den man nach oben drücken und dann lutschen kann) und frische in Stücke geschnittene Ananas. Wir kaufen von allem etwas und vervollständigen dieses Frühstück mit einem heißen Kaffee aus dem Speisewagen. Gut, dass wir nicht das gestern angebotene Frühstück bestellt haben.




Kurz nach 10:00 Uhr, mit vertretbaren 1h30 Verspätung, erreichen wir Thailands Hauptstadt. 


Bangkok hat 7 Mio. Einwohner, der Großraum sogar 12 Mio. Mit seinen vielen Kulturstätten, seiner großen Industrie und seinem großen Verkehrsaufkommen ist es das lebendige Zentrum Thailands. Der Reiseführer warnt vor einer unübersichtlichen Stadt, deren viele Sehenswürdigkeiten schlecht zu Fuß zu erreichen sind. Die wichtigsten öffentlichen Verkehrsmittel sind die U-Bahn (die nur eine Linie hat), die Skytrain (eine Hochbahn, die schneller als die U-Bahn ist, aber auch nur zwei Linien aufweist) 


und die Expressboote, auf der spannendsten Verkehrsader der Stadt: dem Fluss Menam Chao Praya.


Letztere fahren für wenig Geld Station für Station den Fluss nord- und südwärts. Daneben gibt es natürlich die Massen an TukTuks, Songthaews, Taxen und Busse. Bei der Hotelwahl ist darauf zu achten, in der Nähe der öffentlichen Verkehrsmittel zu landen, um den zeitaufwändigen und meist teuren Straßenverkehr zu vermeiden.

Und Hotelsuche ist das Stichwort für die nächsten Stunden. Wir haben nicht vorgebucht, aber drei Adressen herausgesucht, die wir der Reihe nach ansteuern. Eine Aufgabe, die bei 35 Grad im Schatten in einer Großstadt nach einer Nacht im Zug und mit vier schweren Rucksäcken beladen zu einer schweißtreibenden und zähen Angelegenheit wird. Passenderweise werden wir auch im ersten Hotel im Osten der Stadt nicht fündig. Tolle Zimmer, nettes Aussehen, aber mit 1125 Baht (fast 30 €) zu teuer und keine verhandlungswillige Mitarbeiterin. Etwas uninspiriert werden die Rucksäcke wieder aufgesattelt und das nächste Hotel angesteuert. Wir merken, dass man sich gegen die Müdigkeit und die Hitze wehren muss, damit man nicht aus Bequemlichkeit zu schlechte Kompromisse beim Preis eingeht. Der Vorteil des zweiten Hotels: es ist deutlich zentraler und besser an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Das Äußere des 19-stöckigen Hochhauses ist dagegen eher ein Rückschritt. Umso erfreulicher dagegen die inneren Werte. Wir kriegen ein Doppelzimmer für 700 Baht (ca. 17,50 €) die Nacht inkl. Frühstück (!) im 12. Stock. Die Aussicht ist ganz nett, das Bad ist sauber und insgesamt wäre das Zimmer in Indien ein Highlight gewesen. Wieder mal gut, dass unsere Weltreise in östlicher Richtung verläuft.

Nach kurzer Erholung (und Dusche!) tauchen wir in das Gewimmel, das sich Bangkok nennt, ein. Unser erster Eindruck ist durchweg positiv. Das Stadtbild ist faszinierend. Neue Hochhäuser mit Glasfassaden und alte leerstehende ältere Exemplare wachsen aus dichtem Verkehr empor, der sich auf Brücken und Straßen aus dickem dunklen Beton ausbreitet. Dazwischen sieht man immer wieder ein Grün, das uns Europäer mit seinen Palmen und anderen tropischen Pflanzen hier in der Großstadt überrascht. 




Das vielleicht klischeehaft wirkende Attribut „pulsierend“ kommt einem in den Sinn. Die Schläge werden durch Essensstände erzeugt, die an Straßenecken, in Seitengassen und auf den kleinsten Bürgersteigen stehen und durch die vielen Menschen, die diese Straßenstände und den dichten Verkehr am Leben erhalten.

Am Abend fahren wir in die Khaosan Road, die wohl zu den Sehenswürdigkeiten Bangkoks zu zählen ist. Wir fahren mit dem Expressboot. Es ist beeindruckend, wie diese länglichen überdachten Boote mit zwei Sitzreihen auf jeder Seite und vielen Stehplätzen durch den dichten Flussverkehr auf die Haltestelle zukommen, das Heck unter Motorgeheul gegen die Pierwand drücken und die einen Passagiere schnell vom Boot springen und die anderen schnell darauf. Ein langer Pfiff des Schaffners und schon ist man wieder mitten auf dem Fluss. Im dichten Gedränge fragt man sich unwillkürlich, für wie viele Personen das Boot wohl zugelassen ist. Die Khaosan Road ist eine vollgepackte Straße, die früher das Wohn- und Aufenthaltszentrum der Rucksackreisenden war und selten von anderen Urlaubern besucht wurde. 


Diese Marktstraße, die ab 17 Uhr für den Autoverkehr gesperrt ist, wimmelt nur so von Verkaufs- und Essensständen und Musik- und Bücherläden, Restaurants, Bars, Reisebüros und Hostess. 



Sie erlangte Berühmtheit durch den Film „The Beach“ und, wenn wir uns richtig erinnern, ganz aktuell durch den Film „Hangover 2“. Wenn man ehrlich ist, ist von der verruchten früheren Aura wenig geblieben. Als Hamburger hat man eher den Eindruck über die Reeperbahn zu laufen, die gerade von Touristenmassen überschwemmt wird. Das Essen an den Ständen ist aber (noch) lecker und billig.

Fazit Tag 35:

Die Khaosan Road ist vollkommen anders als Paharganj in Delhi.

Was haben wir heute gelernt? Die Toiletten in den thailändischen Zügen zeichnen sich durch eine sehr einfache und durchaus praktische Konstruktion aus. Der Abfluss besteht nämlich aus einem Loch im Boden, das, etwaigen Verstopfungen vorbeugend, direkt auf das unten zu sehende Gleisbett führt.



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