Um 06:00 Uhr das Hab und Gut zu packen,
gehört sicherlich nicht zu unseren Lieblingsaktivitäten. Wenigstens
sind die Handgriffe mittlerweile eingeübt, jeder unserer wenigen
Gegenstände hat seinen festen Platz in den verschiedenen Fächern
und unsere 55l bzw. 65l deuter-Rucksäcke sind verschlossen. Umso
erfreulicher ist, dass uns im Erdgeschoss ein Frühstücksbuffet
erwartet! Welch' eine Freude! Nur um das für die Leser einzuordnen:
unser erstes Frühstücksbuffet in 47 Reisetagen!
Viel Zeit zum Genießen bleibt uns
allerdings nicht, um 7:30 Uhr sollen wir zur Abfahrt am
Restaurant/Reiseagentur unseres Vertrauens sein. Wir checken aus und
lassen zwei unserer Bücher in der Leseecke des Hotel Pakse da. Eins
davon wurde laut Signatur von einem Deutschen gekauft und in Khao Lak
im Amsterdam Resort von Kees zurückgelassen, wo wir es mitgenommen
haben. Jetzt ist es schon bis Laos gekommen. Ob es seine eigene
Weltreise vollenden wird?
Mit etwas Verspätung kommen wir am
Restaurant/Reiseagentur an, was aber nichts macht, denn vor 8:00 Uhr
soll der Minivan gar nicht abfahren. So etwas hatten wir uns schon
gedacht. Irgendwann nach 8:00 Uhr bittet uns dann ein freundlicher
Laote die nächste Straße links reinzugehen und bei einer gänzlich
anderen Reiseagentur in einen Minivan zu steigen. Wir nähern uns dem
Van, der in der Regel max. 14 Sitzplätze hat, und merken schnell,
dass das so nicht funktionieren wird: Es stehen bereits etwa 20
Personen mit jeweils zwei großen Rucksäcken um den Wagen herum und
wollen mitfahren. Die Plätze sind schnell belegt, der Van wird
beladen und fährt davon.
Wir und ein paar andere bleiben zurück.
Aber kein Problem, der nächste freundliche Laote von der
Reiseagentur gibt uns zu verstehen, dass ein weiterer Minivan gleich
da sei. Nach einer Viertelstunde kommt tatsächlich ein Minivan, der
auch noch komplett leer ist. Der Fahrer lädt bereits unsere
Rucksäcke ein, als Verwirrung entsteht. Er könne nur vier Leute
mitnehmen, der Rest müsse weiter warten. Die Tickets werden
kontrolliert und ein Koreaner und wir fahren wohl zur falschen Insel,
denn wir dürfen nicht einsteigen. Aber keine Sorge, der freundliche
Laote von der Reiseagentur gibt uns wieder zu verstehen, dass ein
dritter Minivan gleich da sei. Und nach einer weiteren Viertelstunde
kommt tatsächlich ein dritter Minivan, der wieder komplett leer ist.
Diesmal dürfen wir einsteigen und fahren los. Unterwegs werden
weitere Fahrgäste aufgesammelt, alle Sitzplätze belegt und hinten
bis zur Decke die Rucksäcke gestapelt. Man hat das Gefühl, Teil
einer allmorgendlichen Prozession von Backpackern zu sein, die in
Minivans aus Pakse in verschiedene Regionen in Südlaos gebracht
werden.
Von Schlagloch zu Schlagloch fliegen
wir unserem Ziel entgegen. Die Straße ist immerhin geteert, was
unser Fahrer als Anlass ansieht, eine neue Spitzengeschwindigkeit zu
erreichen. Eine trockene Landschaft mit vielen kleinen Dörfern zieht
an uns vorbei.
Etwa drei Stunden später erreichen wir unseren
Bootsanleger.
Wir haben das Gebiet „Si Phan Don“
erreicht, die „Viertausend Inseln“ im Mekong. Der Fluss erreicht
hier auf einer Länge von 50km und einer Breite von 14km seine größte
Ausdehnung und hat ein beeindruckendes Feuchtgebiet geschaffen.
Hunderte von kleinen Inseln befinden sich inmitten des großen
Stroms, der in vielen kleinen Kanälen um sie herum fließt. 60.000
Laoten leben auf dieser Inselwelt, zusammen mit einem großen
Artenreichtum an Fischen. Eine ganz besondere Attraktion sind die
seltenen Irrawaddy-Delphine, eine der wenigen Süßwasser-Delphine
auf der Welt. Die drei bekanntesten Inseln sind Don Khong, Don Det
und Don Khone. Don Khong ist die große Hauptinsel, die von vielen
Reisenden besucht wird. Don Det hat sich als laute Partyinsel unter
Backpackern etabliert, während Don Khone exotischer und ruhiger ist
und sich auf ihr die meisten Sehenswürdigkeiten konzentrieren.
Unsere Wahl fiel daher auf Don Khone.
Der Bootsanleger ist ein kleiner
Holzverschlag direkt am sandigen Flussufer. In dem kleinen auf
Stelzen gebauten Gebäude warten schon andere Reisende auf eines der
vielen kleinen Longtail-Boote, um auf ihre jeweilige Insel zu kommen.
Unsere Tickets werden akzeptiert, wir müssen kein neues Bootticket
kaufen. Zuerst werden die Leute nach Don Det abgefertigt, dann die
nach Don Khong. Aufgrund der großen Ähnlichkeit der Namen muss man
aufpassen, nicht auf dem falschen Boot zu landen. Schließlich sind
wir dran. Einer nach dem anderen steigen wir in die unglaublich
flachen und kleinen Boote ein, die bedenklich schaukeln. Damit auch
möglichst viele Reisende mitkommen können, muss man sich zu dritt
nebeneinander auf eine kleine Bank setzen, die ursprünglich für
Asiaten konzipiert wurde. Wenn alle Plätze belegt sind, werden die
großen Rucksäcke der Reihe nach vorne am Bug gestapelt. Man hofft
einfach, dass der eigene Rucksack aufs Boot geworfen wird und nach
Möglichkeit nicht ganz unten (weil nass) und nicht ganz oben (weil
bald nass) landet.
Das Boot legt ab und wir fahren auf dem
Mekong durch eine wunderschöne grüne Wasserlandschaft. Es geht
entlang der langsamen Strömung vorbei an vielen schwimmenden
Pflanzen in Richtung der Hauptinseln.
Wieder einmal zeigt sich der
Vorteil unserer Handynavigation, als der Fahrer an einer Insel hält
und allgemeine Verunsicherung darüber entsteht, wo wir eigentlich
sind. Die interaktive Karte verortet uns vor Don Det, so dass wir
sitzen bleiben und weiterfahren. Kurz danach kommen wir an unserem
Ziel an und steigen an einem flachen Uferstück aus. Die Rucksäcke
sind da und alles ist einigermaßen trocken. Wir spazieren zu unserer
Unterkunft, Pan's Guesthouse, die wir für zwei Nächte
sicherheitshalber vorgebucht haben.
Pan selbst begrüßt uns, ein
(wie soll es auch anders sein) freundlicher Laote, der ursprünglich
aus dem Norden kommt, aber nach Don Khone geheiratet und hier sein
guesthouse eröffnet hat. Wir haben etwas mehr Euro in die Hand
genommen und uns für 19 € die Nacht ein Bungalow direkt am Mekong
gemietet, das einen tollen Blick auf die Nachbarinsel und den träge
dahinfließenden Fluss bietet.
Fazit Tag 47:
Die viertausend Inseln entschädigen
unserer Meinung nach etwas dafür, dass Laos nicht ans Meer grenzt.
Was haben wir heute gelernt? Si Phan
Don ist ein Backpacker Paradies. Das merkt man auch an den
Speisekarten. In vielen Restaurants werden Getränke und Gerichte mit
dem Zusatz „happy“ angeboten (bspw. „happy milkshake“). Dabei
handelt es sich allerdings nicht um besonders liebevoll zubereitete
Köstlichkeiten, sondern um bewusstseinserweiternde Zusatzstoffe.
Eine durchaus hilfreiche Information, die uns unser Reiseführer
rechtzeitig mitgeteilt hat.
Hi Ihr beiden,
AntwortenLöschen"happy milkshake", klingt nach ausprobieren! ;) vieleicht klappts dann auch mit dem zählen der Geckos. Wiedereinmal sehr schöne Bilder, einer traumhaften und fremden Landschaft.
viele Grüße aus Würzburg