Der Bus ist heute ein Minivan. Klingt
komfortabler, ist es aber nicht. Wir werden aber fast pünktlich vor
unserem Hotel abgeholt. Christina nimmt nach ihren Erfahrungen mit
der letzten Busfahrt sicherheitshalber eine Reisetablette, macht es
sich hinten neben dem gestapelten Gepäck gemütlich und kennt die
folgenden Stunden auch nur aus Erzählungen. Walter sitzt zwei Reihen
weiter vorne. Die anfängliche Freude genug Platz zu haben verblasst
schnell, als ca. 20 min nach Abfahrt in einem kleinen Vorort ein
älteres laotisches Pärchen zusteigt. Unsere Rucksäcke und Beine
müssen weichen, denn für die beiden werden die Notsitze
ausgeklappt. Mal sehen wie sie die Fahrt überstehen werden, denn in
anderen Reiseberichten liest man immer wieder, dass gerade die
Einheimischen mit der Strecke zu kämpfen haben. Von den nächsten
sechs Stunden geht es nämlich fünf Stunden ununterbrochen gewundene
Serpentinen den Berg hoch und wieder runter. Aus dem laotischen
Tiefland fahren wir in das gebirgige Nordlaos. Die Straße wird
schmaler, die Steigungen größer. Vor den Kurven wird gehupt, denn
manchmal fährt man auf der Gegenfahrbahn, wenn der Untergrund dort
besser ist.
Die Landschaft ist auf jeden Fall
wunderschön. Wir sehen tiefe Täler, grüne geschwungene Berge und
kleine langgezogene Dörfer, die auf den Hügelspitzen sitzen. Die
Kinder auf den Fahrrädern sind aber um ihren Schulweg nicht zu
beneiden. Mit dieser beschwerlichen aber zugleich beeindruckenden
Anfahrt wächst unsere Vorfreude auf Luang Prabang. Man hat das
Gefühl, sich einer abgelegenen Stadt zu nähern, die sich inmitten
eines schützenden Gebirges befindet. Wieder ein Stück Abenteuer,
das man durch einen Flug, den es nach Luang Prabang natürlich gibt,
nicht erleben würde.
Anderer Meinung sind nach zwei Stunden
sicherlich Walters laotische Sitznachbarn. In weiser Voraussicht
haben sie den Fahrer kurz nach dem Zusteigen gebeten, am nächsten
Straßenstand anzuhalten und ein paar Plastiktüten zu erwerben. Der
Laote hat sich dann gleich eine geschnappt, den Kopf vornübergebeugt
in die Arme gelegt und die Augen geschlossen. Nicht unbedingt die
beste Herangehensweise, um Übelkeit zu vermeiden. Und so war es
wenig verwunderlich, als besagte zwei Stunden nach Fahrtantritt sein
stetes Stöhnen anderen Geräuschen wich und die Plastiktüte zum
Einsatz kam. Löblich war aber durchaus, dass er sich eine
Plastiktüte genommen hat. Seine neben Walter sitzende Ehefrau hatte
mit einer auf den Mund gepressten Hand offensichtlich auch mit dem
schwankenden Bus zu kämpfen, verzichtete aber darauf, eine
Plastiktüte griffbereit zu haben und vertraute lieber ihrem eisernen
Willen. Glücklicherweise blieb eine Kettenreaktion aus.
Nach weiteren vier Stunden Fahrt nahmen
die Serpentinen ein Ende und eine fast gerade Straße führte uns in
die alte Königstadt Luang Prabang. Die beiden Elemente, die das
Stadtbild prägen, sind bei einem ersten Spaziergang gleich zu
erkennen: mehr als 30 aktive buddhistische Klöster und unter
Denkmalschutz stehende französische Kolonialarchitektur. Luang
Prabang ist aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung seit 1995
UNESCO-Weltkulturerbe. Wir haben den Eindruck, in einer heißen,
lebendigen und sympathischen 47.000 Einwohner zählenden Stadt
gelandet zu sein. Die große Auswahl an Besichtigungen und
Aktivitäten lässt auf ein paar spannende Tage hoffen.
Fazit Tag 57:
Beim Busfahren nicht nach unten
schauen.
Was haben wir heute gelernt? Laos ist
bergig. Etwa drei Viertel des Landes besteht aus Gebirgszügen und
Plateaus. Die Annamitische Kordillere (oder Truong-Son-Gebirge)
bildet im Osten eine natürliche Grenze zu Vietnam und sorgt mit
seinen bis zu 2500 Höhenmetern dafür, dass Taifune das Land nicht
erreichen.
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