Heute ist der Tag des chinesischen
Neujahrsfestes oder wie wir ihn nennen, der Tag, an dem wir der
thailändischen Königin begegnet sind. Aber dazu später mehr. Heute
auf morgen feiern die Chinesen ihr Neujahrsfest. Er ist für sie der
wichtigste jährliche Feiertag und findet immer am Neumond zwischen
dem 21. Januar und 21. Februar statt. Feiern finden nicht nur in
China, sondern auch in Ländern mit einem hohen Bevölkerungsanteil
ethnischer Chinesen, wie in Thailand, statt. Das Neujahrsfest ist ein
Familienfest. Weil viele Chinesen weit von ihren Familien entfernt
ihren Arbeitsplatz haben, findet pünktlich zum „Jahresende“
jährlich die größte moderne Völkerwanderung der Welt statt. Wir
wollen daher heute Abend mal in Chinatown vorbeischauen.
Unser Hotel scheint das Neujahrsfest
auch zu begehen. Während des Frühstücks bricht nämlich
unvermittelt ein ohrenbetäubendes Knallen und Dröhnen los, dass man
sich die Ohren zuhalten muss. Vor dem Hoteleingang werden die bösen
Geister des alten Jahres standesgemäß vertrieben. Auf einem großen
Tisch stehen verschiedene Essensgerichte und Gaben, u. a. auch ein
Schweinskopf, von denen die Hotelmitarbeiter probieren. Weil wir wohl
so neugierig gucken, schenkt uns einer der Umstehenden eine Orange,
„food for good luck in the new year“.
Wir nutzen den Vormittag, um wieder
Wäsche zu waschen. Hier die Leine hinter dem Hotel:
Exkurs: Für alle diejenigen, die sich
fragen, wie viel Klamotten man für eine siebenmonatige Rucksackreise
mitnimmt, hier ein paar Worte dazu. Man packt einfach für eine Woche
Strandurlaub, denn das oberste Gebot ist Gewichtsreduzierung. Da wir
im Prinzip nur sommerliche Klimazonen bereisen, kann man auf warme
Sachen verzichten. 3-4 T-Shirts (aus Merinowolle!), ca. 2 Zip Hosen,
1 lange Unterhose, 1 langes Unterhemd, 1 Fleecejacke, 1
Softshelljacke, Unterwäsche für 1 Woche, 1 Paar Flipflops, 1 Paar
Sandalen, 1 Paar Trekkingschuhe finden sich in unseren Rucksäcken.
Das bedeutet, dass wir im Prinzip einmal die Woche Wäsche waschen
müssen. Im Vorfeld hatten wir etwas Sorge, ob das immer so
reibungslos funktionieren würde. Bislang hatten wir aber keine
Probleme. In Indien haben die meisten Hotels einen Wäscheservice
angeboten. Der war vergleichsweise teuer, da man pro Wäschestück
(ca. 40 Rupien) zahlen musste. In Thailand ist es günstiger. Wir
zahlen in der Regel ca. 30-40 Baht pro Kilo. Hoffen wir, dass es so
weitergeht.
Thema des heutigen Tages: Shopping.
Genauer gesagt, da wir ja nicht wirklich etwas kaufen wollen,
Shopping Malls. Stefan Loose preist Bangkok als Einkaufsparadies
Südostasiens und lobt die deutlich günstigeren Preise als in der
Heimat. Sehenswert sind jedoch auch die Einkaufszentren selbst. Wir
fahren zuerst ins „Terminal 21“, das erst im November 2011
eröffnet wurde und Bangkoks neuestes Einkaufszentrum ist. Wie der
Name schon verrät, ist es einem Flughafen nachempfunden. Das
Erdgeschoss ist die Abflughalle, die man über die Rolltreppen
verlässt und so fünf verschiedene Städte erreichen kann: Tokio im
1. Stock,
London im 2. Stock,
Istanbul im 3. Stock und San Francisco
im 4. Stock.
Eine interessante Idee, die gut umgesetzt wurde. Unsere
Lieblingsetage ist der Food Court im 5. Stock. Hier kann man aus
einer großen Auswahl an unterschiedlichen Gerichten wirklich leckere
und sehr günstige Mahlzeiten (ab 25 Baht, also umgerechnet etwas
mehr als 50 Cent) auswählen.
Zum Nachtisch gibt es für uns
klassisch „Mango sticky rice“, eine in Stücke geschnittene Mango
mit klebrigem süßem (mit Milchmädchen übergossenem?) Reis. Sehr
lecker!
Unsere nächste Station ist das „Siam
Paragon“, das luxuriöseste Kaufhaus Thailands.
Auf seinen 500000qm
Verkaufsfläche gibt es den größten Buchladen Thailands, teure
Juweliere, 14 Kinos (eins davon mit dem größten Bildschirm und den
meisten Sitzplätzen in Südostasien), ein Unterwasseraquarium (das
größte Aquarium in Südostasien), eine Konzerthalle und eine
Luxusautogalerie (im 2. Stock!) mit Fabrikaten von u. a. Lamborghini,
Porsche und Maserati.
Lieber Sebastian, wir haben es versucht, aber leider konnten wir den Preis nicht auf unser Tagesbudget herunterhandeln:
Das vielleicht beliebteste
Einkaufszentrum ist das MBK, Mah Boon Krong Center. In unzähligen
kleinen Geschäften auf 6. Stockwerken finden Thailänder und
Touristen alles was sie brauchen.
Am Abend werfen wir uns in die
Menschenmassen von Chinatown und feiern mit den Chinesen an einem
heißen Februarabend ihren Jahresübergang. Die Straßen sind mit
roten Laternen und Papierbändern geschmückt, die Menschen tragen
überwiegend rote T-Shirts und Kleider. Rot ist für die Chinesen die
Farbe des Glücks und daher während des Neujahrsfestes prominent
vertreten.
Müde nach den vielen gelaufenen
Kilometern machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Um dem
Gedränge auf den Marktstraßen zu entgehen, spazieren wir durch
ruhigere Nebenstraßen als wir auf eine kleine Menschenansammlung
treffen, die am Straßenrand steht. Vermutlich Leute, die auf den Bus
warten. Wir wollen sie auf der Straße überholen, werden aber
plötzlich von Uniformierten mit Trillerpfeifen gestoppt. Wir dürfen
nicht weitergehen und müssen von der Straße runter. Keine
Erklärung, allgemeine Ratlosigkeit. Die umstehenden Thailänder sind
verstummt und warten gebannt auf irgendetwas. Jetzt erst merken wir,
dass die Straße mit Polizeimotorrädern und -wagen abgesperrt ist.
10 Schritte vor uns ist der Eingang zu einem kleinen chinesischen
Tempel, der wohl das Zentrum des Geschehens ist. Nach fünf Minuten
kommt Bewegung in die stille Szenerie als eine lange Polizeieskorte
vor uns auf der Straße hält. In der Mitte ein dunkler Van, aus dem
nach abermaligem Warten mehrere am ganzen Körper mit Orden behangene
ältere Herrschaften in Uniformen aussteigen. Gefolgt von einer
älteren Dame in einem roten Kleid und zwei kleinen Kindern in roten
T-Shirts. Das strahlende Gesicht der netten Thailänderin neben uns
und ihr geflüstertes „the royal family“ beseitigen letzte
Zweifel: Pünktlich zum chinesischen Neujahr sind wir in einer
Seitenstraße des Bangkoker Chinatown der thailändischen Königin
über den Weg gelaufen. Auch ganz nett die auf so vielen Bildern
Gesehene einmal auf kurze Distanz zu betrachten. Sie scheint ohne
ihren Gemahl zum chinesischen Neujahrstag als freundliche Geste der
chinesischen Minderheit im Land gegenüber, den (wie wir am nächsten
Tag recherchiert haben) wohl ältesten chinesischen Schrein in
Thailand zu besuchen. Nach 20 Minuten hat der Spuk ein Ende. Der
Fahrzeugkonvoi ist verschwunden, die umstehenden Polizisten haben
genug Fotos mit ihren Handykameras gemacht und die umstehenden Leute
fangen wieder an zu quatschen und freuen sich, die Königsfamilie
getroffen zu haben.
Das einzige Foto, das Christina machen konnte, bevor uns das Fotografieren freundlich verboten wurde:
Wir beeilen uns, um noch die letzte
U-Bahn und dann die letzte Skytrain zu bekommen. Einer Großstadt
gänzlich unwürdig hört der Betrieb der beiden Verkehrsmittel
nämlich schon um 23:35 Uhr bzw. 00:00 Uhr (selbst am Wochenende)
auf. Der Anblick der Königin war ein unerwartetes Abschiedshighlight
unserer Zeit in Bangkok. Morgen reisen wir weiter. Es soll mit dem
Zug 70km in den Norden in die ehemalige Königsstadt des siamesischen
Reiches Ayutthaya gehen. Wir wollen die Überreste des Palastes
besichtigen, der Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist.
Fazit Tag 38:
Chinaböller sind ganz schön laut.
Was haben wir heute gelernt: Thailänder
schauen immer und überall Fernsehen. In den allermeisten Geschäften,
Hotelrezeptionen und Restaurants gibt es einen Fernseher an der Wand
oder in der Ecke und er ist immer an. Zu sehen sind in der Regel
thailändische Comedy- bzw. Sketchshows oder vor Liebe und Abenteuer
triefende Daily-Soaps.
Hi ihr beiden! Na wenn das nicht Glück bringt (das mit der Königin!). Bei dem Budget wäre nun wirklich doch der 911er drin?! Doch keine Verhandlungskünstler?!
AntwortenLöschenDie Fotos sind übrigends super! LG,
die Traumhaushälften mit Anhang.