Samstag, 9. Februar 2013

Bangkok - Tag 4


Heute ist der Tag des chinesischen Neujahrsfestes oder wie wir ihn nennen, der Tag, an dem wir der thailändischen Königin begegnet sind. Aber dazu später mehr. Heute auf morgen feiern die Chinesen ihr Neujahrsfest. Er ist für sie der wichtigste jährliche Feiertag und findet immer am Neumond zwischen dem 21. Januar und 21. Februar statt. Feiern finden nicht nur in China, sondern auch in Ländern mit einem hohen Bevölkerungsanteil ethnischer Chinesen, wie in Thailand, statt. Das Neujahrsfest ist ein Familienfest. Weil viele Chinesen weit von ihren Familien entfernt ihren Arbeitsplatz haben, findet pünktlich zum „Jahresende“ jährlich die größte moderne Völkerwanderung der Welt statt. Wir wollen daher heute Abend mal in Chinatown vorbeischauen.

Unser Hotel scheint das Neujahrsfest auch zu begehen. Während des Frühstücks bricht nämlich unvermittelt ein ohrenbetäubendes Knallen und Dröhnen los, dass man sich die Ohren zuhalten muss. Vor dem Hoteleingang werden die bösen Geister des alten Jahres standesgemäß vertrieben. Auf einem großen Tisch stehen verschiedene Essensgerichte und Gaben, u. a. auch ein Schweinskopf, von denen die Hotelmitarbeiter probieren. Weil wir wohl so neugierig gucken, schenkt uns einer der Umstehenden eine Orange, „food for good luck in the new year“.

Wir nutzen den Vormittag, um wieder Wäsche zu waschen. Hier die Leine hinter dem Hotel:


Exkurs: Für alle diejenigen, die sich fragen, wie viel Klamotten man für eine siebenmonatige Rucksackreise mitnimmt, hier ein paar Worte dazu. Man packt einfach für eine Woche Strandurlaub, denn das oberste Gebot ist Gewichtsreduzierung. Da wir im Prinzip nur sommerliche Klimazonen bereisen, kann man auf warme Sachen verzichten. 3-4 T-Shirts (aus Merinowolle!), ca. 2 Zip Hosen, 1 lange Unterhose, 1 langes Unterhemd, 1 Fleecejacke, 1 Softshelljacke, Unterwäsche für 1 Woche, 1 Paar Flipflops, 1 Paar Sandalen, 1 Paar Trekkingschuhe finden sich in unseren Rucksäcken. Das bedeutet, dass wir im Prinzip einmal die Woche Wäsche waschen müssen. Im Vorfeld hatten wir etwas Sorge, ob das immer so reibungslos funktionieren würde. Bislang hatten wir aber keine Probleme. In Indien haben die meisten Hotels einen Wäscheservice angeboten. Der war vergleichsweise teuer, da man pro Wäschestück (ca. 40 Rupien) zahlen musste. In Thailand ist es günstiger. Wir zahlen in der Regel ca. 30-40 Baht pro Kilo. Hoffen wir, dass es so weitergeht.

Thema des heutigen Tages: Shopping. Genauer gesagt, da wir ja nicht wirklich etwas kaufen wollen, Shopping Malls. Stefan Loose preist Bangkok als Einkaufsparadies Südostasiens und lobt die deutlich günstigeren Preise als in der Heimat. Sehenswert sind jedoch auch die Einkaufszentren selbst. Wir fahren zuerst ins „Terminal 21“, das erst im November 2011 eröffnet wurde und Bangkoks neuestes Einkaufszentrum ist. Wie der Name schon verrät, ist es einem Flughafen nachempfunden. Das Erdgeschoss ist die Abflughalle, die man über die Rolltreppen verlässt und so fünf verschiedene Städte erreichen kann: Tokio im 1. Stock, 


London im 2. Stock, 



Istanbul im 3. Stock und San Francisco im 4. Stock. 



Eine interessante Idee, die gut umgesetzt wurde. Unsere Lieblingsetage ist der Food Court im 5. Stock. Hier kann man aus einer großen Auswahl an unterschiedlichen Gerichten wirklich leckere und sehr günstige Mahlzeiten (ab 25 Baht, also umgerechnet etwas mehr als 50 Cent) auswählen. 


Zum Nachtisch gibt es für uns klassisch „Mango sticky rice“, eine in Stücke geschnittene Mango mit klebrigem süßem (mit Milchmädchen übergossenem?) Reis. Sehr lecker!


Unsere nächste Station ist das „Siam Paragon“, das luxuriöseste Kaufhaus Thailands. 


Auf seinen 500000qm Verkaufsfläche gibt es den größten Buchladen Thailands, teure Juweliere, 14 Kinos (eins davon mit dem größten Bildschirm und den meisten Sitzplätzen in Südostasien), ein Unterwasseraquarium (das größte Aquarium in Südostasien), eine Konzerthalle und eine Luxusautogalerie (im 2. Stock!) mit Fabrikaten von u. a. Lamborghini, Porsche und Maserati.


Lieber Sebastian, wir haben es versucht, aber leider konnten wir den Preis nicht auf unser Tagesbudget herunterhandeln:


Das vielleicht beliebteste Einkaufszentrum ist das MBK, Mah Boon Krong Center. In unzähligen kleinen Geschäften auf 6. Stockwerken finden Thailänder und Touristen alles was sie brauchen.


Am Abend werfen wir uns in die Menschenmassen von Chinatown und feiern mit den Chinesen an einem heißen Februarabend ihren Jahresübergang. Die Straßen sind mit roten Laternen und Papierbändern geschmückt, die Menschen tragen überwiegend rote T-Shirts und Kleider. Rot ist für die Chinesen die Farbe des Glücks und daher während des Neujahrsfestes prominent vertreten.


Müde nach den vielen gelaufenen Kilometern machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Um dem Gedränge auf den Marktstraßen zu entgehen, spazieren wir durch ruhigere Nebenstraßen als wir auf eine kleine Menschenansammlung treffen, die am Straßenrand steht. Vermutlich Leute, die auf den Bus warten. Wir wollen sie auf der Straße überholen, werden aber plötzlich von Uniformierten mit Trillerpfeifen gestoppt. Wir dürfen nicht weitergehen und müssen von der Straße runter. Keine Erklärung, allgemeine Ratlosigkeit. Die umstehenden Thailänder sind verstummt und warten gebannt auf irgendetwas. Jetzt erst merken wir, dass die Straße mit Polizeimotorrädern und -wagen abgesperrt ist. 10 Schritte vor uns ist der Eingang zu einem kleinen chinesischen Tempel, der wohl das Zentrum des Geschehens ist. Nach fünf Minuten kommt Bewegung in die stille Szenerie als eine lange Polizeieskorte vor uns auf der Straße hält. In der Mitte ein dunkler Van, aus dem nach abermaligem Warten mehrere am ganzen Körper mit Orden behangene ältere Herrschaften in Uniformen aussteigen. Gefolgt von einer älteren Dame in einem roten Kleid und zwei kleinen Kindern in roten T-Shirts. Das strahlende Gesicht der netten Thailänderin neben uns und ihr geflüstertes „the royal family“ beseitigen letzte Zweifel: Pünktlich zum chinesischen Neujahr sind wir in einer Seitenstraße des Bangkoker Chinatown der thailändischen Königin über den Weg gelaufen. Auch ganz nett die auf so vielen Bildern Gesehene einmal auf kurze Distanz zu betrachten. Sie scheint ohne ihren Gemahl zum chinesischen Neujahrstag als freundliche Geste der chinesischen Minderheit im Land gegenüber, den (wie wir am nächsten Tag recherchiert haben) wohl ältesten chinesischen Schrein in Thailand zu besuchen. Nach 20 Minuten hat der Spuk ein Ende. Der Fahrzeugkonvoi ist verschwunden, die umstehenden Polizisten haben genug Fotos mit ihren Handykameras gemacht und die umstehenden Leute fangen wieder an zu quatschen und freuen sich, die Königsfamilie getroffen zu haben.

Das einzige Foto, das Christina machen konnte, bevor uns das Fotografieren freundlich verboten wurde:


Wir beeilen uns, um noch die letzte U-Bahn und dann die letzte Skytrain zu bekommen. Einer Großstadt gänzlich unwürdig hört der Betrieb der beiden Verkehrsmittel nämlich schon um 23:35 Uhr bzw. 00:00 Uhr (selbst am Wochenende) auf. Der Anblick der Königin war ein unerwartetes Abschiedshighlight unserer Zeit in Bangkok. Morgen reisen wir weiter. Es soll mit dem Zug 70km in den Norden in die ehemalige Königsstadt des siamesischen Reiches Ayutthaya gehen. Wir wollen die Überreste des Palastes besichtigen, der Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist.

Fazit Tag 38:

Chinaböller sind ganz schön laut.

Was haben wir heute gelernt: Thailänder schauen immer und überall Fernsehen. In den allermeisten Geschäften, Hotelrezeptionen und Restaurants gibt es einen Fernseher an der Wand oder in der Ecke und er ist immer an. Zu sehen sind in der Regel thailändische Comedy- bzw. Sketchshows oder vor Liebe und Abenteuer triefende Daily-Soaps.


1 Kommentar:

  1. Hi ihr beiden! Na wenn das nicht Glück bringt (das mit der Königin!). Bei dem Budget wäre nun wirklich doch der 911er drin?! Doch keine Verhandlungskünstler?!
    Die Fotos sind übrigends super! LG,
    die Traumhaushälften mit Anhang.

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