Auch in Vientiane erhalten wir unser
übliches Frühstück der letzten Wochen. Zwei Scheiben Toastbrot,
ein fingernagelgroßes Stück Butter, etwas übersüße künstliche
Erdbeermarmelade und die obligatorischen scrambled eggs. Über
mangelnden Eierkonsum können wir uns nun wirklich nicht beklagen.
Nach dem (im Preis inbegriffenen) Frühstück teilen wir der
Hotelrezeption mit, dass wir noch etwas bleiben und zahlen für eine
weitere Nacht.
Nebenan mieten wir uns zwei Fahrräder
für den Tag.
Die Entfernungen in der größten laotischen Metropole
sind gut auf zwei Rädern zu bewältigen. Unser erstes Ziel ist die
„ehrwürdige Stupa“, That Luang, das Nationalsymbol von Laos. Der
Verkehr strömt gemächlich die schönen breiten Boulevards entlang.
Vermutlich die Hinterlassenschaft der französischen Kolonialherren,
ebenso wie vereinzelte Villen, die zwischen der sonst zweistöckigen
Bebauung emporragen. Die Menschen, in Erwartung der anstehenden
Mittagshitze, verlangsamen ihre Schritte und suchen sich einen Platz
im Schatten. Was soll so schlecht daran sein, dass diese Stadt nicht
„brodelt“? Nur weil sie nicht aus allen Nähten platzt, wird sie
in Reiseführern gleich mit dem irgendwie muffig klingenden Attribut
„Dorf“ versehen. Wir finden so eine Hauptstadt ohne Hektik zur
Abwechslung ganz nett. Und wie sollte es in diesem Land auch anders
sein, als dass das kulturelle und bevölkerungstechnische Zentrum die
Mentalität seiner Einwohner widerspiegelt.
Die goldene schlichte, aber schöne
Stupa That Luang ist das bedeutendste religiöse Monument des Landes.
Angeblich errichtete im 3. Jahrhundert v. Chr. der indische König
Ashoka den ersten Grundstein dieses Denkmals über einem Haar oder
Knochen des Buddha.
Über die Jahre hinweg veränderten Angriffe,
Zerstörungen, Restaurierungen und Blitzeinschläge das Aussehen That
Luangs. Seine ursprüngliche Form erhielt er in den 1930er Jahren
zurück, als die École Française d´Extrême Orient eine
Restaurierung leitete. Die zentrale Spitze ist 45m hoch und erinnert
in ihrer Form an eine geschlossene Bananenblüte, was laut
Reiseführer typisch für Laos sein soll. Für das bedeutendste
religiöse Monument des Landes ist es angenehm ruhig und wir treffen
nur wenige andere Besucher an.
Repräsentativer Hauptsitz der Lao Buddhist Fellowship Organization:
Von That Luang fahren wir zum Patuxai,
dem Siegestor. Im Zentrum der Stadt inmitten eines breiten Boulevards
erinnert es an den Pariser Triumphbogen.
Das Tor soll indische,
europäische und laotische Elemente vereinen und an gefallene
Soldaten erinnern. Wir steigen die sieben je 7m hohen Etagen zur
oberen Plattform hinauf und genießen den Blick über die Stadt.
Von unserer nächsten Station haben wir
durch Zufall im Internet gelesen, während es in unserem Reiseführer
nur versteckt erwähnt wird. Wir fahren zum National Rehabilitation
Centre, auf dessen Gelände das Besucherzentrum von COPE (Cooperative
Orthotic and Prosthetic Enterprise) steht, das über die immer noch
zahlreichen Opfer von Blindgängern in Laos informiert.
COPE
unterstützt die Herstellung maßgefertigter Prothesen und Gehhilfen
und organisiert Finanzhilfen, Schulungen und betreibt
Öffentlichkeitsarbeit. Uns war nicht bewusst, dass Laos das am
stärksten bombardierte Land der Welt ist. Es hatte das Pech, an ein
Land zu grenzen, das Schauplatz des bekanntesten Stellvertreterkriegs
im Zeitalter des Kalten Kriegs war. Kommunistische Nordvietnamesen
und US-amerikanische Truppen fochten im Schatten der
Weltöffentlichkeit ihre blutige Auseinandersetzung auch in Laos aus.
Um u. a. den Ho-Chi-Minh-Pfad, der über laotisches Staatsgebiet
Nachschub für mit Nordvietnam verbündete Truppen in Südvietnam
transportierte, zu zerschlagen, führten die Amerikaner mehr als
580.000 Bombardierungen über Laos durch und ließen mehr als 270
Mio. Streubomben auf den Boden fallen. Bis zu 30 % dieser Bomben sind
nicht explodiert, sodass heute noch etwa 80 Mio. Blindgänger
schmerzhaft an den seit fast 40 Jahren beendeten Krieg erinnern. Das
kostenlose Besucherzentrum macht in einer hervorragenden und
bewegenden Ausstellung darauf aufmerksam, wie es immer wieder zu
Detonationen kommt, wenn Bauern ihr Land bestellen, Kinder und
Erwachsene Bombenüberreste zum Metallverkauf sammeln oder diese
zufällig berühren. COPE versucht, die Überlebenden solcher
Unfälle, die zumeist in entlegenen und armen Regionen des Landes
leben, mit medizinischer Hilfe zu erreichen. Ein tragischer, aber
integraler Bestandteil der laotischen Geschichte, der hier
dargestellt wird.
Bevor wir zurück ins Hotel fahren,
machen wir noch einen Abstecher zum Wat Sisaket. Es ist das älteste
erhaltene Kloster in Vientiane und zeigt mehr als 10.000
Buddha-Statuen, die im Wandelgang aufbewahrt werden und aus
zerstörten Klostern stammen. Ein angenehm ruhiger und schattiger
Ort, um den Tag ausklingen zu lassen.
Morgen geht es mit dem Bus weiter
Richtung Norden in das kleine Städtchen Vang Vieng. Wir sind uns
einig, dass Vientiane einen Abstecher wert war und wir eine
interessante und angenehme Zeit im größten Dorf Südostasiens
hatten.
Fazit Tag 53:
In Vientiane sieht und spürt man die
französische Kolonialvergangenheit.
Was haben wir heute gelernt? In einem
Stupa werden Reliquien des Buddha und von herausragenden Mönchen
aufbewahrt. Ursprünglich auch ein Grabhügel für die Bestattung von
Königen in Indien.
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