Montag, 14. Januar 2013

Jaisalmer

Ausschlafen. Es tut gut, zwei Nächte an einem Ort zu bleiben und den Tag langsam zu beginnen.

Alltägliches: Man wird durch das Geklapper, die Gespräche und Gerüche aus dem Restaurant geweckt, das über unserem Zimmer liegt und durch einen Luftschaft mit unserem Bad verbunden ist. Wir schlüpfen aus unserem Schlafsack (die warm aussehenden Decken haben wir trotz des originellen Fleckenmusters auf dem weißen Bezug nicht benutzt). Beim Händewaschen wundert man sich immer noch über die Konstruktion des Wasserhahns: Er ist soweit hinten angebracht, dass die Öffnung des Hahns nicht über das Waschbecken reicht und wir so jedes Mal das Bad fluten. In Jaisalmer genießen wir den Luxus ständig heißes Wasser aus dem Boiler zu haben. Der kleine Haken: es kommt nicht aus dem Duschkopf. Also sammelt man das heiße Wasser, das aus dem Hahn am Boden kommt, in einem Eimer und begießt sich mit Hilfe des zur Verfügung gestellten Messbechers. Das klappt erstaunlich gut, Duschen werden eh überbewertet. 


Immer wichtig: Jeden Morgen sollte man kontrollieren, ob noch genügend Toilettenpapier da ist. Pro Zimmer erhält man nämlich nur eine Rolle, die zum Schutz in ein Stück Papier eingewickelt und etwa ein Viertel so dick wie eine deutsche Rolle ist. Bei freundlicher Nachfrage an der Rezeption erhält man aber Nachschub. An guten Tagen kriegt man sogar zwei Rollen auf einmal (die eine wandert dann sofort in den Rucksack, man weiß ja nie...). Das Frühstück ist ein Hit. Ein großer leckerer Kaffee, ein großes Omelett, 4 Scheiben Toast pro Person, Butter, Marmelade und ein Milch-Porridge, alles serviert auf dem roof-top bei morgendlichem Sonnenschein. 


Frühstück ist übrigens im Übernachtungspreis inklusive, der für ausgehandelte 1200 INR (=16,77 €) für das Doppelzimmer bei diesem Hotel ein Schnäppchen ist.

Jaisalmer liegt im Westen von Rajasthan und wurde 1156 vom Herrscher Jaisal gegründet. Im 16. Jahrhundert erlangte sie Reichtum durch den Durchzug vieler Kamelkarawanen, die zwischen Indien und Zentralasien verkehrten. Sie wurde Zufluchtsort vieler Anhänger der Jain-Religion, die im 15. Jahrhundert im Bundesstaat Gujarat verfolgt wurden. So entstanden viele Jain Tempel in der Stadt. Durch den Aufschwung des Schifffahrtshandels und durch die Loslösung Pakistans 1947 verlor Jaisalmer stark an Bedeutung fand sich an der Grenze des eigenen Landes wieder. Heute beleben der Tourismus und die vielen militärischen Einrichtungen das Einkommen der Einwohner.

Wenn Jaipur pink, Udaipur romantisch rosa und Jodhpur blau ist, ist Jaisalmer the „golden city“. Die schön verzierten Herrschaftshäuser, havelis, sind nämlich aus goldfarbenen Sandstein erbaut worden. So wie das Wahrzeichen der Stadt: das wie eine Insel aus der Wüste ragende Jaisalmer Fort. 


Der Reiseführer spricht von einer Atmosphäre von „1001 Nacht“. Faszinierend: Es wohnen noch viele Einwohner der Stadt hoch oben im Fort, innerhalb der Festungsmauern. Wenn man das Fort betritt, erlebt man das Gewusel einer Kleinstadt, mit vielen kleinen Gassen, Wohnhäusern, Shops, Jain Tempeln und natürlich den Palast. 




Das Jaisalmer Fort soll eines der größten Burgen der Welt sein und weist 99 Bastionen und drei umgebende Mauern auf. Frühere Angreifer wurden, gefangen zwischen der zweiten und dritten Mauer, mit heißem Öl, Wasser und schweren Steinen attackiert. 


Die heutigen Gefahren für das Fort sind wieder menschlicher Natur: Durch die vielen Einwohner und den damit einhergehenden Wasserverbrauch und -abfluss erodiert der Sandstein. Es herrscht Einsturzgefahr. Die Regierung hat die Einwohner bereits mehrfach dazu aufgefordert, das Fort zu verlassen, weil sie nicht mehr für die Sicherheit garantieren kann. Doch es wohnen weiterhin etwa 3000 Menschen dort, genauso wie es weiterhin viele Hotels innerhalb der Mauern gibt.



Hier noch ein schöner Blick auf die Thar-Wüste:


Am späten Nachmittag besuchten wir Gadi Sagar, einen künstlichen See, der Jahrhunderte die Wasserversorgung der Stadt sicherte. 



Seiner Bedeutung entsprechend wurden um ihn herum viele Tempel und Gebetsorte errichtet.



Fazit Tag 12:

Jede Stadt in Rajasthan, die was auf sich hält, hat ein großes Fort.

Was haben wir heute gelernt? „Sukriya“ heißt „Danke“. „Kofta“ heißt „meatball“, also Fleischbällchen. Und „Malai Kofta“ ist Walters Lieblingsgericht: Bällchen aus zerstampften Kartoffeln, zerkleinerten Cashew-Nüssen und Koriander, die mit einer Masala-Sauce übergossen werden.

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