Ausschlafen. Es tut gut, zwei Nächte
an einem Ort zu bleiben und den Tag langsam zu beginnen.
Alltägliches: Man wird durch das
Geklapper, die Gespräche und Gerüche aus dem Restaurant geweckt,
das über unserem Zimmer liegt und durch einen Luftschaft mit unserem
Bad verbunden ist. Wir schlüpfen aus unserem Schlafsack (die warm
aussehenden Decken haben wir trotz des originellen Fleckenmusters auf
dem weißen Bezug nicht benutzt). Beim Händewaschen wundert man sich
immer noch über die Konstruktion des Wasserhahns: Er ist soweit
hinten angebracht, dass die Öffnung des Hahns nicht über das
Waschbecken reicht und wir so jedes Mal das Bad fluten. In Jaisalmer
genießen wir den Luxus ständig heißes Wasser aus dem Boiler zu
haben. Der kleine Haken: es kommt nicht aus dem Duschkopf. Also
sammelt man das heiße Wasser, das aus dem Hahn am Boden kommt, in
einem Eimer und begießt sich mit Hilfe des zur Verfügung gestellten
Messbechers. Das klappt erstaunlich gut, Duschen werden eh
überbewertet.
Immer wichtig: Jeden Morgen sollte man kontrollieren,
ob noch genügend Toilettenpapier da ist. Pro Zimmer erhält man
nämlich nur eine Rolle, die zum Schutz in ein Stück Papier
eingewickelt und etwa ein Viertel so dick wie eine deutsche Rolle
ist. Bei freundlicher Nachfrage an der Rezeption erhält man aber
Nachschub. An guten Tagen kriegt man sogar zwei Rollen auf einmal
(die eine wandert dann sofort in den Rucksack, man weiß ja nie...).
Das Frühstück ist ein Hit. Ein großer leckerer Kaffee, ein großes
Omelett, 4 Scheiben Toast pro Person, Butter, Marmelade und ein
Milch-Porridge, alles serviert auf dem roof-top bei morgendlichem
Sonnenschein.
Frühstück ist übrigens im Übernachtungspreis
inklusive, der für ausgehandelte 1200 INR (=16,77 €) für das
Doppelzimmer bei diesem Hotel ein Schnäppchen ist.
Jaisalmer liegt im Westen von Rajasthan
und wurde 1156 vom Herrscher Jaisal gegründet. Im 16. Jahrhundert
erlangte sie Reichtum durch den Durchzug vieler Kamelkarawanen, die
zwischen Indien und Zentralasien verkehrten. Sie wurde Zufluchtsort
vieler Anhänger der Jain-Religion, die im 15. Jahrhundert im
Bundesstaat Gujarat verfolgt wurden. So entstanden viele Jain Tempel
in der Stadt. Durch den Aufschwung des Schifffahrtshandels und durch
die Loslösung Pakistans 1947 verlor Jaisalmer stark an Bedeutung
fand sich an der Grenze des eigenen Landes wieder. Heute beleben der
Tourismus und die vielen militärischen Einrichtungen das Einkommen
der Einwohner.
Wenn Jaipur pink, Udaipur romantisch
rosa und Jodhpur blau ist, ist Jaisalmer the „golden city“. Die
schön verzierten Herrschaftshäuser, havelis, sind nämlich aus
goldfarbenen Sandstein erbaut worden. So wie das Wahrzeichen der
Stadt: das wie eine Insel aus der Wüste ragende Jaisalmer Fort.
Der
Reiseführer spricht von einer Atmosphäre von „1001 Nacht“.
Faszinierend: Es wohnen noch viele Einwohner der Stadt hoch oben im
Fort, innerhalb der Festungsmauern. Wenn man das Fort betritt, erlebt
man das Gewusel einer Kleinstadt, mit vielen kleinen Gassen,
Wohnhäusern, Shops, Jain Tempeln und natürlich den Palast.
Das
Jaisalmer Fort soll eines der größten Burgen der Welt sein und
weist 99 Bastionen und drei umgebende Mauern auf. Frühere Angreifer
wurden, gefangen zwischen der zweiten und dritten Mauer, mit heißem
Öl, Wasser und schweren Steinen attackiert.
Die heutigen Gefahren
für das Fort sind wieder menschlicher Natur: Durch die vielen
Einwohner und den damit einhergehenden Wasserverbrauch und -abfluss
erodiert der Sandstein. Es herrscht Einsturzgefahr. Die Regierung hat
die Einwohner bereits mehrfach dazu aufgefordert, das Fort zu
verlassen, weil sie nicht mehr für die Sicherheit garantieren kann.
Doch es wohnen weiterhin etwa 3000 Menschen dort, genauso wie es
weiterhin viele Hotels innerhalb der Mauern gibt.
Hier noch ein schöner Blick auf die Thar-Wüste:
Am späten Nachmittag besuchten wir
Gadi Sagar, einen künstlichen See, der Jahrhunderte die
Wasserversorgung der Stadt sicherte.
Seiner Bedeutung entsprechend
wurden um ihn herum viele Tempel und Gebetsorte errichtet.
Fazit Tag 12:
Jede Stadt in Rajasthan, die was auf
sich hält, hat ein großes Fort.
Was haben wir heute gelernt? „Sukriya“
heißt „Danke“. „Kofta“ heißt „meatball“, also
Fleischbällchen. Und „Malai Kofta“ ist Walters Lieblingsgericht:
Bällchen aus zerstampften Kartoffeln, zerkleinerten Cashew-Nüssen
und Koriander, die mit einer Masala-Sauce übergossen werden.
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