Mittwoch, 9. Januar 2013

Pushkar


Als Gott sah, dass der Weg zu lang, der Hügel zu steil, das Atmen zu schwer wurde, legte er seinen Arm um Dich und sprach: "Komm heim!   (unbekannt)


Das erste Mal ausschlafen. Erstmals Frühstück draußen in der warmen Sonne auf der Dachterrasse mit Blick auf Pushkar, die umliegenden Berge und die Tempel.
Der Eindruck vom ersten Tag bestätigt sich: wir haben ein gutes Hotel erwischt.


Die Anweisungen des lonely planet Ernst nehmend gönnen wir uns einen entspannten Tag über den Dächern der Stadt.


Wir kommen zur Ruhe. Kein hektisches Treiben und kein schmutziges Hotelzimmer. Man hört tagsüber das rhythmische Trommeln und Gesänge spiritueller Zeremonien aus den Gassen erklingen (natürlich fehlen auch hier nicht die typischen Tiergeräusche: Kamelstöhnen, Hundegebell, Affengekreisch und Schweingegrunze; alles aber etwas leiser als sonst). Pushkar ist tatsächlich als Zwischenstopp zu empfehlen.


Wir nutzen den Tag um uns den heiligen See mit seinen vielen Badeghats näher anzuschauen. Die typische Touristenfalle in Pushkar sind nicht die Rikscha-Fahrer (die gibt es kaum bei einer so kleinen Stadt), sondern „Priester“, die einem ungefragt Blumen in die Hand drücken wollen, damit man sie als religiöse Geste in den See wirft. Der Haken: danach verlangen sie einen ziemlich hohen Kaufpreis für diese Blumen. Schade daran ist, dass es tatsächlich echte Priester gibt und das dieses Blumenritual wirklich Bestand hat, man aber die Abzocke und ehrliche religiöse Geste so schwer voneinander unterscheiden kann. Das steht traurigerweise für ein wiederkehrendes Thema unserer Reise in Indien: Man würde die vielen Sehenswürdigkeiten, Tempel oder Zeremonien mehr genießen können und mit mehr Freude daran teilnehmen, wenn man nicht ständig mit Angeboten und Versprechungen überschüttet würde. Die Konsequenz ist, dass man ein Gefühl dafür entwickeln muss, wann man auf Gespräche eingeht und wann nicht.
Die Badeghats können im Übrigen nicht aus der Nähe fotografiert werden, da man aus Respekt vor der rituellen Geste keine Menschen fotografieren soll, die Waschungen im heiligen See vornehmen.



Wir wandern über den Basar und genießen die Eindrücke, Gerüche und Geräusche.





Ohne Worte:


Auf der Suche nach einem Mittagessen finden wir eine tolle indische „Kochstelle“, in der keine Touristen sitzen und die nicht mit Slogans wie „Lake View Roof Top“, „Recommended by Lonely Planet“ oder „Recommended by all tourist bibles“ wirbt. Die kleine Imbissbude sieht auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders einladend aus, aber das Essen schmeckt fantastisch und ist mit 100 INR für ein Thali, wovon wir beide satt werden, günstig (und zeigt bislang auch keine gastrointestinalen Nebenwirkungen :) ).


Bei dieser Gelegenheit ein kurzer Exkurs zum Essen hier:

Das indische Essen schmeckt uns sehr gut. Wir haben in Deutschland zwar auch gern beim Inder gegessen, doch hat das wenig mit den Gerichten hier zu tun. Der Geschmack ist anders und die Gerichte sind alle schärfer. Wir bestellen immer „mild“ und bekommen dann trotzdem zum Teil schön (für Walter) oder zu (für Christina) scharfe Speisen.
Zum Essen gibt es Brot, das eine flache, fladenartige Form hat und in einer Pfanne gebraten wird. Dabei kann man Roti, Chapati, Naan oder Puri unterscheiden, die als verschiedene Ausprägungen des Fladenbrots unterschiedliche Zutaten haben oder gar mit Käse oder ähnlichem gefüllt sind. Als Hauptspeise kann man verschiedene „Masalas“ essen (wobei Masala eigentlich nur die Gewürzzugabe zum ganzen Curry-Gericht ist), Curry-Gerichte, die mit Käse, Kartoffeln, Nüssen, etc. zubereitet werden können. Daneben haben wir noch Dal kennengelernt, das ein flüssiger Brei ist, der aus Linsen, Erbsen, Bohnen und viel Knoblauch besteht. Am besten (und günstig) bestellt man aber ein Thali (benannt nach dem Metalltablett, auf dem es serviert wird), das ähnlich wie die spanischen Tapas in vielen kleinen Metallschälchen Portionen der soeben beschriebenen Gerichte beinhaltet. So kann man viele verschiedene Speisen probieren. Meistens gibt es auch Reis, Brot und Joghurt dazu.

Paneer Butter Masala (vordere Schale) und Dal (hinterer Topf) plus Reste von Chapati:


Ein typisches Thali:


"Munderfrischer" nach dem Essen: Anis zum Zerbeißen.


Bislang hatten wir glücklicherweise keine Nebenwirkungen vom Essen. Vielleicht liegt das aber auch an der kleinen Kapsel Durchfallprophylaxe, die uns Christina morgens verabreicht :) Bei Getränken achten wir darauf, dass wir nur verschlossene Flaschen Wasser kaufen (der Verschluss noch intakt ist; in manchen Restaurants werden wohl Wasserflaschen gerne nochmal mit Leitungswasser aufgefüllt). Leitungswasser ist selbstverständlich tabu. Mit Imbissständen an Basarstraßen haben wir gute Erfahrungen gemacht. Bei Milch- und Joghurtprodukten sowie Obst und Gemüse, das nicht gekocht oder geschält wurde, sind wir allerdings immer noch vorsichtig.
Die Regel lautet ja: cook it, peel it or leave it!

Anekdote des Tages zum Thema Verkehr: Es gibt hier auf den Straßen ein witziges Verkehrsschild, auf dem eine dreispurige Fahrbahn abgebildet. Auf jeder Spur befindet sich ein Auto und der Text sagt sinngemäß: Sicheres Fahren bedeutet nur auf der eigenen Spur zu fahren! Ja, träumen darf ja wohl noch erlaubt sein. Hierzu passt auch ein TV Spot, den wir im indischen Fernsehen gesehen haben: Ein Vater fährt mit seiner Tochter im Auto. Sie erklärt ihm, dass er total unsicher Auto fährt und weist ihn darauf hin, dass er sich anschnallen, nicht mit seinem Smartphone während der Fahrt Texte schreiben und überhaupt nach vorne auf die Fahrbahn schauen soll. Lächelnd wird er zu einem sicheren Fahrer.

Fazit Tag 7:

Ein Thali reicht für zwei Personen.

Was haben wir heute gelernt? Indien ist nicht Pakistan. Und das muslimische Pakistan ist nicht das hinduistische Indien. Doch beide waren mal eine Nation und kämpfen seit der jeweiligen Unabhängigkeit um die Region in Kaschmir, deren Bevölkerung zwar zu 80 % muslimisch ist, deren damaliger Herrscher, Maharaja Hari Singh, aber den Anschluss an Indien suchte und fand. Gestern und heute sind neue Scharmützel in der Region ausgebrochen, die den Tod von Soldaten auf beiden Seiten zur Folge hatten. Es ist bemerkenswert, dass trotz dieses Konflikts Cricket-Spiele zwischen beiden Nationen friedlich durchgeführt werden können.

1 Kommentar:

  1. Sehr schöne Kommentare, ein wenig würzig, ein bisschen von allem. Super, Wir surfen jetzt deshab täglich im Netz! Christina, tolle Fotos! Das Essen sieht lecker aus. Gruß und kuß, die bessere Traumhaushälfte. :)

    AntwortenLöschen