Ein Urteil über ein Land zu ziehen,
dessen geographische Ausmaße ihm die Bezeichnung „Subkontinent“
eingebracht hat, ist nach nur 16 Reisetagen in nur drei Bundesstaaten
eigentlich unmöglich. Wir machen es trotzdem. Wohlwissend, dass wir
nur eine eingeschränkte, vielleicht oberflächliche Sicht auf unsere
Umwelt hier hatten.
Die erste Station unserer Reise ist
vorbei. Wir hatten eine anstrengende, abwechslungsreiche und
interessante Zeit, in der wir schöne und leider auch traurige
Momente hatten. Insgesamt sind wir aber froh in Indien gewesen zu
sein und werden das Land und die Leute in guter Erinnerung behalten.
Auch weil es keine marodierenden Banden gab (Gruß nach Unna) und von
dressierten Äffchen nichts zu sehen war (Gruß nach Rotenburg).
Hier unser Indien
in 10 Stichpunkten:
Die Diskrepanz zwischen Werbung /
Fernsehen und der Realität ist immens. Werbetafeln in den Städten
zeichnen ein Bild eines Lebens, das wir so nicht gesehen haben.
Fernsehsendungen und die berühmten Bollywood Filme spielen in einer
Traumblase aus guter Laune, Musik und guten alten Werten.
Nicht jeder, der nach Indien reist,
bekommt Durchfall. Unseren Bäuchen geht es gut.
Plastik ist der Untergang der Natur,
wenn nicht sogar der Menschheit. Das denkt man zumindest, wenn man
den herumliegenden Müll sieht. Überall leere Plastikverpackungen
und -überreste, die nicht zersetzt und schon gar nicht aufgeräumt
werden. Es ist nicht nachvollziehbar, wie ein Land in diesem Müll
leben kann.
„Where you from? Are you married?“
Die beliebte erste an uns gestellte Frage wurde erstaunlich häufig
und erstaunlich frech von der zweiten Frage gefolgt. Selbst
wildfremde Tankstellenmitarbeiter während eines 5minütigen
Toilettenstops interessieren sich ziemlich stark für unseren genauen
Beziehungsstatus. Es erschien uns im Laufe der Rundreise oft leichter
und angebrachter die Frage mal besser mit einem „Yes“ zu
beantworten.
Das menschliche Potenzial dieses Landes
ist riesig. Und überhaupt nicht ausgeschöpft. Wenn es einer
Regierung gelingen würde, die Masse der eigenen Bevölkerung besser
auszubilden und ihr eine adäquate wirtschaftliche Perspektive zu
bieten, dann scheint es nicht abwegig, dass Indien die nächste
Weltmacht neben den USA und China wird.
Unsere wichtigsten und wertvollsten
Güter: Klopapier und Ohropax.
Der Gegensatz zwischen dem lauten und
wilden Durcheinander der Straße und der Ruhe und Langsamkeit der
Hotels ist immer wieder erstaunlich. In Bikaner ist uns das besonders
aufgefallen.
Der schlechteste Einfall, den wir
(okay, sind wir ganz ehrlich: einer von uns hatte den Einfall, der
andere musste ihn ausbügeln!) auf der Rundreise hatten: In unserem
Hotel in Jaipur öffnete einer von uns alle Fenster des Zimmers, um,
prinzipiell löblich, frische Luft herein zu lassen. Leider wurde
übersehen, dass direkt neben dem Hotel eine Art schwimmende
Müllhalde existierte und so fanden innerhalb weniger Minuten
geschätzte 200 Fliegen und andere Insekten den Weg in unser Zimmer.
Der Einsatz des Ventilators und der FlipFlops war erfolglos. Auch das
Internet schlug keine nachahmenswerte Lösungen vor (wen die
absonderlichen Vorschläge interessieren, der google „wie kriege
ich Fliegen aus meinem Zimmer?“). Am Ende erinnerten wir uns an
unser Insektenspray und konnten so der Plage ein Ende setzen.
Indien ist Masala und Tamasha. Eine
Kultur wie eine Gewürzmischung und „wirres Durcheinander,
lärmendes Treiben voller Aufregung und Streit“ (siehe Trojanow,
S. 98). Ein Land gekennzeichnet durch Extreme. Ein Land, das einen
betört und gleichzeitig anwidert. Ein Land, das kein Urlaubsland,
aber ein tolles berauschendes Reiseland ist. Hat es sich gelohnt
herzukommen? Ja!
Was
wir jetzt schon vermissen: das leckere scharfe Essen!
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