Donnerstag, 17. Januar 2013

Indien - das Fazit

Ein Urteil über ein Land zu ziehen, dessen geographische Ausmaße ihm die Bezeichnung „Subkontinent“ eingebracht hat, ist nach nur 16 Reisetagen in nur drei Bundesstaaten eigentlich unmöglich. Wir machen es trotzdem. Wohlwissend, dass wir nur eine eingeschränkte, vielleicht oberflächliche Sicht auf unsere Umwelt hier hatten.


Die erste Station unserer Reise ist vorbei. Wir hatten eine anstrengende, abwechslungsreiche und interessante Zeit, in der wir schöne und leider auch traurige Momente hatten. Insgesamt sind wir aber froh in Indien gewesen zu sein und werden das Land und die Leute in guter Erinnerung behalten. Auch weil es keine marodierenden Banden gab (Gruß nach Unna) und von dressierten Äffchen nichts zu sehen war (Gruß nach Rotenburg).


Hier unser Indien in 10 Stichpunkten:

Die Diskrepanz zwischen Werbung / Fernsehen und der Realität ist immens. Werbetafeln in den Städten zeichnen ein Bild eines Lebens, das wir so nicht gesehen haben. Fernsehsendungen und die berühmten Bollywood Filme spielen in einer Traumblase aus guter Laune, Musik und guten alten Werten.


Nicht jeder, der nach Indien reist, bekommt Durchfall. Unseren Bäuchen geht es gut.


Plastik ist der Untergang der Natur, wenn nicht sogar der Menschheit. Das denkt man zumindest, wenn man den herumliegenden Müll sieht. Überall leere Plastikverpackungen und -überreste, die nicht zersetzt und schon gar nicht aufgeräumt werden. Es ist nicht nachvollziehbar, wie ein Land in diesem Müll leben kann.


„Where you from? Are you married?“ Die beliebte erste an uns gestellte Frage wurde erstaunlich häufig und erstaunlich frech von der zweiten Frage gefolgt. Selbst wildfremde Tankstellenmitarbeiter während eines 5minütigen Toilettenstops interessieren sich ziemlich stark für unseren genauen Beziehungsstatus. Es erschien uns im Laufe der Rundreise oft leichter und angebrachter die Frage mal besser mit einem „Yes“ zu beantworten.


Das menschliche Potenzial dieses Landes ist riesig. Und überhaupt nicht ausgeschöpft. Wenn es einer Regierung gelingen würde, die Masse der eigenen Bevölkerung besser auszubilden und ihr eine adäquate wirtschaftliche Perspektive zu bieten, dann scheint es nicht abwegig, dass Indien die nächste Weltmacht neben den USA und China wird.


Unsere wichtigsten und wertvollsten Güter: Klopapier und Ohropax.


Der Gegensatz zwischen dem lauten und wilden Durcheinander der Straße und der Ruhe und Langsamkeit der Hotels ist immer wieder erstaunlich. In Bikaner ist uns das besonders aufgefallen.


Der schlechteste Einfall, den wir (okay, sind wir ganz ehrlich: einer von uns hatte den Einfall, der andere musste ihn ausbügeln!) auf der Rundreise hatten: In unserem Hotel in Jaipur öffnete einer von uns alle Fenster des Zimmers, um, prinzipiell löblich, frische Luft herein zu lassen. Leider wurde übersehen, dass direkt neben dem Hotel eine Art schwimmende Müllhalde existierte und so fanden innerhalb weniger Minuten geschätzte 200 Fliegen und andere Insekten den Weg in unser Zimmer. Der Einsatz des Ventilators und der FlipFlops war erfolglos. Auch das Internet schlug keine nachahmenswerte Lösungen vor (wen die absonderlichen Vorschläge interessieren, der google „wie kriege ich Fliegen aus meinem Zimmer?“). Am Ende erinnerten wir uns an unser Insektenspray und konnten so der Plage ein Ende setzen.


Indien ist Masala und Tamasha. Eine Kultur wie eine Gewürzmischung und „wirres Durcheinander, lärmendes Treiben voller Aufregung und Streit“ (siehe Trojanow, S. 98). Ein Land gekennzeichnet durch Extreme. Ein Land, das einen betört und gleichzeitig anwidert. Ein Land, das kein Urlaubsland, aber ein tolles berauschendes Reiseland ist. Hat es sich gelohnt herzukommen? Ja!


Was wir jetzt schon vermissen: das leckere scharfe Essen!


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